food4future - Nahrung für eine nachhaltige Zukunft
food4future präsentiert innovative Lösungsansätze für nachhaltigere Agrarsysteme anlässlich des diesjährigen Welternährungstages
16.10.2020
Milliarden Menschen sind unzureichender oder falscher Ernährung betroffen – Unter-oder Fehlernährung ist auch in Industrieländern weit verbreitet
Die Sicherstellung einer gesunden und ausreichenden Ernährung und einer „sauberen“ Agrarproduktion gehören zu den dringendsten Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen: Zwei Milliarden Menschen sind von unzureichender oder falscher Ernährung betroffen, was nicht nur in sog. Entwicklungsländern, sondern auch in Industrieländern zu einem Mangel an Mikronährstoffen führt. Die aktuelle Problematik im Ernährungssystem wird durch überwiegend nicht nachhaltig produzierte Lebensmittel sowie durch Lebensmittelverschwendung und -verluste entlang der Lebensmittelproduktionsketten verstärkt. Die Vereinten Nationen prognostizieren, dass die globale Bevölkerung bis 2050 auf 9,7 Milliarden ansteigt1, was wiederum den Bedarf an Nahrungsmitteln erheblich steigern wird. In Verbindung mit der wachsenden Weltbevölkerung gibt es einen klaren Trend zur Urbanisierung. Seit 2007 übersteigt die Zahl der in Städten lebenden Menschen die Zahl der in ländlichen Gebieten angesiedelten Bevölkerung. Prognosen zufolge werden bis 2030 mehr als 60% der Weltbevölkerung in einer städtischen Umgebung leben – für Europa wird ein Urbanisierungsgrad von 80% erwartet2.
Der Zugang zu einer ausreichenden Menge an gesunden und sicheren Lebensmitteln für alle wird durch diesen Urbanisierungstrend, durch die Auswirkungen des Klimawandels, Wetterextreme, den Verlust von Ackerland und nicht-nachhaltige Lebensmittelproduktionssysteme überdies negativ beeinflusst. Durch die Intensivierung der Lebensmittelproduktion wird die Konzentration auf nur wenige Cash Crops noch verstärkt. Derzeit machen nur neun Pflanzenarten mehr als zwei Drittel der gesamten Nahrungsmittelproduktion aus, was zu einem Verlust der biologischen Vielfalt führt3. Diese Aspekte in Verbindung mit bewaffneten Konflikten oder wirtschaftlichen Schocks, die zu gesellschaftlichen Instabilitäten führen, haben große Auswirkungen auf die aktuellen Lebensmittelproduktionssysteme. Die COVID-19-Pandemie verschärft die Situation noch und verdeutlicht die Verwundbarkeit der globalisierten und eng verzahnten Lebensmittelproduktionsketten.
Bereits vor COVID-19 hatten mehr als 2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sicheren, nährstoffreichen und ausreichenden Nahrungsmitteln oder waren von akutem Hunger bedroht. Heute leiden mehr als 820 Millionen Menschen unter Unterernährung, wobei der Trend durch die Pandemie noch zunimmt4. Hunger ist eine der Säulen der „dreifachen Last“ (Triple Burden) an Fehlernährung, mit der wir weltweit konfrontiert sind: Industrieländer sowie Schwellenländer sind stark von durch Lebensmittel und ernährungsbedingte Erkrakungen, wie Mikronährstoffmangel und schwerwiegende Gesundheitsprobleme betroffen, die durch Übergewicht und Fettleibigkeit verursacht werden. Sie stellen nach wie vor eine der größten Belastungen im Gesundheitswesen weltweit dar.
Zur weltweiten Sicherstellung einer nachhaltigen Ernährung, Widerstandsfähigkeit gegen Schocks sowie Ernährungssicherheit sind disruptive Innovationen erforderlich, um unser Lebensmittelsystem zu transformieren. Die innovativen Lösungen müssen dabei die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigen, einschließlich Produktion, Verarbeitung, Logistik, Einzelhandel sowie Berücksichtigung von Wünschen der Verbraucher*innen. Die Transformation hin zu einer kreislaufbasierten Wirtschaft, die Lebensmittelverschwendung und -verluste entlang der Lebensmittelversorgungsketten durch Kaskadennutzung der eingesetzten Ressourcen reduziert, ist erforderlich, um „mit weniger mehr zu erreichen“ und damit innerhalb der planetaren Grenzen zu produzieren.