Agrifood-Trendradar: Von der Ernährung als Statussymbol bis zur Urbanisierung

Die food4future-Trendanalyse für die europäischen Ernährungssysteme ist Titelstory der November-Ausgabe von „Sustainability“

11.11.2022
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Illustration © food4future | Cover © Sustainability https://www.mdpi.com/2071-1050/14/21

Die kürzlich veröffentlichte Trendanalyse für den Agrifood-Sektor ist Titelstory der aktuellen November-Ausgabe der Fachzeitschrift „Sustainability“. Dort erläutern wir die von einem interdisziplinären Expert*innenpanel identifizierten relevanten Makro- und Mikrotrends und ihren Einfluss auf die Agrifood-Systeme und ordnen diese ein.
 

Europäische Agrifood-Systeme (Agrar- und Ernährungssysteme) sind hoch entwickelt und äußerst komplex. Aufgrund der Folgen des Klima- und demographischen Wandels stehen sie großen Herausforderungen und Chancen gegenüber. Um weiterhin die Ernährung von mehr als 700 Millionen Menschen in der EU sicher zu stellen, muss der Veränderungsprozess der Ernährungssysteme erfolgreich gestaltet werden, dazu gehört auch die Identifizierung relevanter Themen für die Agrar- und Ernährungsforschung. Hier kann die Zukunftsforschung mit einer Analyse von sich entwickelnden oder bereits existierenden Trends, hilfreich sein und somit zur Strategieentwicklung für nachhaltige und widerstandsfähige Lebensmittelsysteme beitragen.

Um der Komplexität und Vielzahl der involvierten Interessengruppen Rechnung zu tragen, haben wir maßgebliche Themen und Trends in mehreren Workshops mit Expert*innen aus den verschiedensten Disziplinen für die Trendanalyse erarbeitet, im Nachgang durch gründliche Recherche unterlegt und über einen längeren Zeitraum in Hinblick auf ihre Entwicklung beobachtet. Wir haben neun Trends mit 50 Unterthemen identifiziert, die die Agrar- und Ernährungssysteme nach unserer Prognose beeinflussen werden. Davon sind fünf als Makrotrends und vier als Mikrotrends einzuordnen. Makro- oder Megatrends sind globale und langfristige Veränderungen mit dem Potenzial als große Treiber des Wandels zu wirken. Mikrotrends sind kurz- bis mittelfristig zu verstehen und gliedern sich in Makrotrends ein.

Die identifizierten Makrotrends sind Urbanisierung, die Globalisierung und ihre Auswirkungen auf Investitionen, Produktivität sowie auf die Vulnerabilität gegenüber Pflanzenkrankheiten und Schädlingen. Weiterhin gehören die – oft illegale – Aneignung großer Landflächen (Landgrabbing) und seine Implikationen für die Ernährungssicherheit vieler Staaten, Änderungen von gesellschaftlichen Werten z.B. in Hinblick auf Nachhaltigkeit und gesundheitlichen Mehrwert von Lebensmitteln, sowie Ernährung als Statussymbol dazu.

Folgerichtig zählen zu den vier relevanten Mikrotrends die Individualisierung der Ernährung, aber auch alternative (pflanzliche) Nahrungsquellen und deren Produktion im (peri-)urbanen Raum sowie der Trend zur Nahrungsmittelproduktion ohne Frischwasser.

Die Trendanalyse bildete die Basis für den Forschungsverbund „food4future – Nahrung der Zukunft“, der seit 2019 an der Entwicklung nachhaltiger und resilienten urbaner Agrifood-Systeme forscht.

Mehr zu den identifizierten Trends und ihren Implikationen für die Zukunft europäischer Ernährungssysteme können Sie im Open Access Artikel nachlesen: 
Preiss, M.; Vogt, J.H.-M.; Dreher, C.; Schreiner, M. Trends Shaping Western European Agrifood Systems of the Future. Sustainability 2022, 14, 13976.