Better World Award 2025 für Valeriya Denisova
Forschung zu Algenkultivierung in Brandenburg
29.10.2025
Der Better World Award wird jährlich von der Universitätsgesellschaft Potsdam in Kooperation mit Lotto Brandenburg verliehen. Ausgezeichnet werden Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, deren Forschungsarbeiten durch besondere gesellschaftliche Relevanz und Gemeinwohlorientierung hervorstechen. In diesem Jahr fand die Verleihung zum sechsten Mal statt. Prämiert werden Arbeiten, die konkrete Lösungsansätze für globale Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, Ernährungssicherheit oder Gesundheitskrisen entwickeln und zugleich Wege für eine nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft aufzeigen.
Vom Meer ins Binnenland: Algen als Ressource für nachhaltige Ernährung
In ihrer Masterarbeit mit dem Titel „Evaluation of the nutritional value and in vitro protein digestibility of Ulva compressa cultivated in a brine-based system“ untersuchte Frau Denisova die essbare Makroalge Ulva compressa, die ursprünglich an der Nordsee vorkommt. Dr. Anna Fricke, Wissenschaftlerin in dem food4future-Projekt und Betreuerin von Frau Denisova, isolierte die Alge ursprünglich auf Helgoland und überführte sie anschießend in das Solewasser Brandenburgs. Damit legte sie den Grundstein für Frau Denisovas weiterführende Arbeiten, welche bestätigten, dass sich die Art unter Binnenlandbedingungen ressourcenschonend und ohne den Einsatz von Süßwasser kultivieren lässt. Das Verfahren erfordert weder fruchtbare Böden noch große Anbauflächen und bietet somit ein vielversprechendes Konzept für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion.
Die Analysen der Algenbiomasse ergaben ein vielversprechendes Nährstoffprofil: Ulva compressa enthält hohe Anteile an Proteinen, Polysacchariden und Carotinoiden. Ihr Aminosäureprofil ist mit dem von Soja vergleichbar, bei etwas geringerem Proteingehalt, jedoch einem höheren Anteil an Ballaststoffen und Antioxidantien. Durch ihr schnelles Wachstum und den geringen Ressourcenbedarf erweist sich die Alge als effiziente und nachhaltige Proteinquelle, die sich mit minimalem Flächen- und Wasseraufwand kultivieren lässt. Damit trägt ihre Kultivierung perspektivisch zur Ernährungssicherung, Klimaschutz und regionalen Nachhaltigkeit bei.
Natur als Forschungspartnerin
In ihrer Dankesrede rückte Frau Denisova die Algen selbst in den Mittelpunkt und würdigte sie als jene Organismen, die seit Milliarden von Jahren das Leben auf der Erde ermöglichen. Durch ihre Fähigkeit, Kohlendioxid zu binden und Sauerstoff zu produzieren, tragen sie maßgeblich zum ökologischen Gleichgewicht des Planeten bei. Mit einem symbolischen „Dank an die Algen“ erinnerte Frau Denisova daran, dass wissenschaftlicher Fortschritt immer auch auf den natürlichen Prozessen aufbaut, die ihn erst möglich machen – und dass Forschung nicht nur Erkenntnis, sondern auch Wertschätzung der Natur bedeutet.
Die Auszeichnung von Valeriya Denisova zeigt, wie wissenschaftliche Forschung dazu beitragen kann, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung zusammenzudenken. Ihre Arbeit verkörpert den Ansatz von food4future, innovative Wege in der Lebensmittelkultivierung zu erproben. Die erfolgreiche Indoor-Kultivierung von Makroalgen im Binnenland zeigt, wie Forschung vermeintliche Widersprüche auflösen kann – zwischen Meerespflanze und Binnenland, Salzwasser und Brandenburg, Grundlagenforschung und Anwendung. Gerade in dieser Verbindung liegt das Potenzial, Ernährungssysteme neu zu denken und nachhaltige Lösungen dort zu entwickeln, wo sie bisher nicht vermutet wurden.
Weiterführende Informationen
· RBB-Bericht: Nachrichten aus Berlin und Brandenburg (23.10.2025)
· Tagesspiegel: Algenanbau in Brandenburg – Potsdamer Studentin erhält Better World Award
· Universität Potsdam: Algen als Proteinquelle – Valeriya Denisova erhält den Better World Award 2025
· Forschungsartikel: Sea vegetable for brine-based inland cultivation
· Forschungsartikel: Study on the nutritional composition of the sea vegetable Ulva compressa in a brine-based cultivation system
