Fotografie und food4future: Eine neue Perspektive auf die Algenforschung

Interview mit Kommunikationsdesign-Studentin Finja Hansen, die das Makroalgen-Projekt mit ihrer Kamera begleitet hat

20.04.2023
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Das studentische Fotoprojekt beleuchtet die Arbeit an den Makroalgen aus einer neuen Perspektive. Foto: F. Hansen (Bildausschnitt)

Finja Hansen studiert Kommunikationsdesign im Bachelor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW Berlin). In Rahmen einer Fotografie-Seminararbeit zum Thema „Drängende Gegenwart“ hat sie die Forschung zu Makroalgen am Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) begleitet. Herausgekommen ist eine Foto-Serie, die die food4future-Forschung aus einer neuen Perspektive zeigt.
 

Was hat Dich dazu bewogen, das Thema „Drängende Gegenwart“ mit der Forschung an Makroalgen zu verknüpfen?

Finja Hansen: Ich habe sehr viel über das Thema nachgedacht: Was ist eigentlich gerade drängend? Drängend ist gerade sehr, sehr vieles auf dieser Welt, auch sehr viel Negatives. Und obwohl es wichtig ist, über diese Dinge zu sprechen, wollte ich ein Thema aussuchen, das hoffnungsvoller, positiver ist. Ausgangspunkt war meine eigene Perspektive: ich als Teil der Gesellschaft. Von dort bin ich schnell auf das Thema Essen und Zukunft gekommen, da ich mich vegan ernähre. Ernährung ist gesellschaftlich sehr relevant – was passiert in der Zukunft? Vor allem Algen als nicht-tierische Alternative und die Forschung dazu waren für mich besonders spannend, da ich selbst noch nicht so viel darüber wusste.  Dazu habe ich dann recherchiert. Von food4future hatte ich an der Hochschule schon einmal gehört.

Grünalgenkultur
Foto: F. Hansen, HTW Berlin

Wie bist Du an Dein Foto-Projekt herangegangen?

Finja Hansen: Zuerst habe ich mit Prof. Susanne Baldermann und Anna Fricke ein Vorgespräch geführt, bei dem ich eine grobe Idee für das Projekt entwickeln konnte. Dann habe ich sie mehrmals am IGZ besucht und konnte so alles mit eigenen Augen und meiner Kamera sehen und meine Vorstellungen mit der Realität abgleichen. Ich bin Anna Fricke in ihrem Alltag gefolgt und habe Fragen gestellt. In jedem Raum, in dem wir waren, gab es so viele Eindrücke, die ich erst mal aufgesogen habe und ich habe viele, viele Fotos gemacht. Anhand dieser Fotos habe ich die Bildsprache und -welt meiner Fotoserie festgelegt

Was sollen deine Bilder erzählen?

Finja Hansen: Ich wollte zeigen: Wer sind die Menschen, die hinter der Forschung stecken? Was machen sie? Ich wollte dabei sehr abstrakt arbeiten, sodass Betrachtende etwas rätseln müssen und dadurch vielleicht angeregt werden, mehr über das Thema nachzudenken. Außerdem sollte die Erzählung eines Zukunftslabors gezeigt werden, um zu verdeutlichen, dass die Zukunft einerseits schon längst da ist, schon geschieht. Andererseits wollte ich das Rätselhafte herausstellen. Dieser Vision bin ich nachgegangen und daher sollte die Bildsprache sehr futuristisch sein.

"Obwohl mir das Bild gefällt, habe ich mich wegen des "Schockcharakters" entschieden, es nicht in die finale Auswahl zu nehmen", sagt Finja Hansen.
​​​​​​​Foto: F. Hansen, HTW Berlin

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung Deiner Projekt-Vision?

Finja Hansen: Eine große Herausforderung war, dass ich mich in einsehr komplexes und  für mich neues Thema einarbeiten musste und sofort alles verstehen wollte. Die Materie ist wahnsinnig komplex und ich hatte den Anspruch an mich, sofort ein Algenprofi zu werden – was natürlich nicht möglich ist. Außerdem wollte ich unbedingt das Futuristische in den Fotos herausarbeiten. Das hat aber, wie ich finde, sehr gut geklappt. Anna [Fricke] hatte sehr viele Ideen und es hat Spaß gemacht, diese Ideen und Visionen zusammen herauszuarbeiten und mit der Kamera einzufangen.

Was war für Dich besonders eindrücklich?

Finja Hansen: Am meisten beeindruckt hat mich der Algenraum im Keller des Instituts. Bevor ich da war, habe ich mir ein riesiges Labor vorgestellt wie aus einem Science Fiction-Film. Der echte Raum wirkt ganz anders als eine Filmkulisse und ist auch nicht so groß wie in meiner Vorstellung. Trotzdem erzählt er so viel und hat so viele kleine Sehenswürdigkeiten. Das war sehr faszinierend und irgendwie schön, vor allem da der Raum ein so persönliches Herzensprojekt von Anna Fricke ist.

Algentee.
Foto: Finja Hansen, HTW Berlin

Welches Foto gefällt Dir besonders aus Deiner Serie?

Finja Hansen: Es gibt nicht nur eins! Eines der Fotos finde ich ästhetisch sehr schön, dabei ist es zufällig entstanden, als wir im Gewächshaus bei den großen Tonnen mit den Makroalgen waren. Ich habe einfach den Boden fotografiert, man sieht gar nicht so viel: den Boden, ein Kabel. Das Foto hat natürlich nicht direkt mit dem Thema zu tun, hat mich aber dazu angeregt, abstrakter zu arbeiten. Mein absoluter Favorit ist das Foto mit den Petrischalen im giftgrünen Licht, das ich im Algenraum gemacht habe – auch mein Professor hat es sich angeschaut und meinte „Das ist es!“. Es hat Spannung und ist irgendwie unheimlich. Darum eröffnet es meine Serie.

Wir haben im Laufe des Semester-Projekts unsere Fotos im Kurs präsentiert und Feedback bekommen. Meine Kommiliton*innen waren total begeistert und haben interessiert nachgefragt, was auf den Bildern zu sehen ist und wir haben verschiedene Serien zusammengestellt. Das motiviert natürlich und gibt Selbstvertrauen.

Hast Du selbst auch Makroalgen probiert?

Finja Hansen: (lacht) Ja, tatsächlich. Ich habe mit Anna Fricke einen Wakame-Tee getrunken, den habe ich mir dann auch gekauft.  Salzig und warm –  das hat mir sehr gut geschmeckt.

Interview: J. Vogt/IGZ

Fotoserie "Algae"

Finja Hansen, HTW Berlin

„Unbequeme Aussichten: Das zunehmende Bevölkerungswachstum und Umweltveränderungen, die zur sinkenden Verfügbarkeit von Agrarflächen führen, vermitteln ein Gefühl von Unruhe und Angst. Der Mensch selbst ist Verurascher dieser Umstände. Die potentielle pflanzliche Nahrungsmittelquelle bestehend aus Makroalgen und Halophyten, wird momentan vielschichtig erforscht. Eine Zukunft, welche schon jetzt präsent ist und doch futuristisch scheint.“

<p>Foto: privat.</p>

Foto: privat.